Die Bedeutung von Gegenstand und Thema
Meine Bilder haben immer einen Bezug zum Gegenstand. Sie haben ein Thema. Ich glaube, dass man den Gegenstand zu geringachten kann. Aber ich suche immer das Beiläufige, das Unauffällige. Zuviel Bedeutung ist mir suspekt. Natürlich gibt es auch formale Werte: Bewegung, Rhythmus, Komposition … Sie sind unentbehrlich. Aber sie entfalten sich immer erst durch das Thema.
Die Auswahl der Themen
Ich bin kein sozialkritischer Künstler. Ich will das nicht sein. Sozialkritik ist immer plakativ. Sie verengt die Erfahrungsmöglichkeiten. Ich liebe das nebulöse, den Halbschatten. Dabei ist die Auswahl meiner Themen niemals zufällig. Es gibt ein Innen. Es gibt ein fernbestimmtes: Du musst. Schließlich ereignet sich doch nichts ohne Grund. Meine Themen haben häufig autobiographische Wurzeln. Der Betrachter muss diese Wurzeln nicht kennen. Vielfach wäre mir eine solche Kenntnis wohl auch peinlich. Natürlich gibt es aber auch ein Außen. Da sind all die vielen Zeichnungen, Graffitis, Stencils, Murals, Collagen und Adbustings auf der Straße. Ich finde sie an den Wänden der U-Bahnschächte, den Mauern der Bürpotürme, an Brückenpfeilern, an Toilettentüren und auf den Tischen der Schulen. Sie sind frech, unverbraucht und oft so radikal. Sie stellen eine unglaublich ergiebige Quelle für meine Arbeit.
Die Bedeutung der Technik
Ich bin kein konzeptioneller Künstler. Konzepte engen ein. Sie verriegeln den Zugang zu einer unglaublich wertvollen Quelle bildnerischer Gestaltung. Ich glaube, es ist der Zufall, dem ich meine stärksten Bilder verdanke. Aber den Zufall muss man konsequent erarbeiten. ‚Gib dem Zufall eine Chance!‘, das sage ich mir immer wieder bei der Arbeit. Es ist nicht leicht sich von Zwängen zu befreien. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Technik. Die Technik ist meine Waffe gegen Zwang und Konvention.
Die Verantwortung des Künstlers
Natürlich trägt der Künstler Verantwortung für die Schöpfung. Jeder Mensch trägt Verantwortung für die Schöpfung. Aber was zeichnet den Künstler nun in besonderer Weise aus? Es ist sein Wissen um die jahrtausendealte Tradition bildnerischen Arbeitens. Generationen von Künstlern schauen mir bei der Arbeit über die Schulter. Ihnen muss ich Rede und Antwort stehen.
Die Frage nach der Sinnhaftigkeit
Ich liebe das beiläufige und zufällige. Dabei sind manche meiner Bilder geschwätzig. Ich erzähle gerne Geschichten. Aber ich vermeide einen Anfang und ein Ende. Vollständige, abgeschlossene Geschichten speisen den Empfänger nur ab. Sie gehen nicht ins Blut. Das süße Gefühl von Verunsicherung und Absurdität ist dem Leben doch so viel näher. Und das ist ganz wichtig: In jedes gute Bild gehört immer ein wenig Wahnsinn.
Die Gabe der Kunst
Ja, ich bin Lehrer. Und wir Lehrer sind doch alle für ein strebendes Bemühen. Dabei nutzen wir gerne die Kunst, um das Leben zu verbessern. Wir glauben an die Geschichte, sind Positivisten und lassen uns nicht entmutigen. Das alles ist ehrenwert. Doch sollte der Leser nicht vergessen, dass das meiste Unheil mit guten Absichten in die Welt getragen wurde. Die Kunst will und kann das Leben nicht verbessern. Nur so kann sie einer Aufgabe gerecht werden, die weitaus größer und gewaltiger ist. Die Kunst ist ein absolutes und unbedingtes Bekenntnis zum Leben in all seiner Widersprüchlichkeit, indem sie es dem Menschen ermöglicht seine Gabe zum freien, kreativen und gestaltungsmächtigen Handeln zu erfahren. So spiegelt ein gutes Bild immer auch die göttliche Würde des Menschen.
Danke für die interessanten Ausführungen!